Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt - Kolumne von Anne Kaffeekanne

So, zwei Wochen Schule als Referendarin wieder rum. Und die Erkenntnis : ich hab immer zu laut und ohne Ahnung rumgetönt, als ich zu Studienbeginn zum Geburtstag mal von meiner Schwägerin ( selbst Lehrerin ) ein Laminiergerät bekommen habe: „Wozu laminieren & basteln? So werde ich nie. Ich laminiere doch nix ein. Ich bastel doch nix, so eine Lehrerin werde ich nicht…“. Mmh: Erstens kommt es anders etc. pp.

So sitze ich oft abends an diesem sehr langsam arbeitenden (Laminier-)Gerät und schaue zu, wie es Folie um Folie Arbeitsmaterial in sich rein frisst. Eigentlich chillig , könnte ja Nägel dabei lackieren, aber: Sobald ich mal wegschaue und nicht aufpasse, ist alles zerknittert und muss nochmal ausgedruckt und laminiert werden. Soviel zum Thema : Lehrer arbeiten nur bis mittags. Ok, ich gebe zu, ich kann beim laminieren, ausschneiden und sortieren durchaus ein / zwei / drei Gläser Wein trinken - manchmal hilft auch mein Mann beim schnibbeln - aber: wie oben erwähnt, sobald mal kurz nicht aufgepasst, frisst das Gerät das AB (Lehrersprache = Arbeitsblatt) und alles is hinüber…

Hab auch versucht, diese ätzende, zeitfressende Arbeit an meine 15-jährige abzutreten . Ihre Antwort : „Was krieg ich dafür ?“ - Äh, geht’s noch, Fräulein? Taxifahrten zum Freund und zurück, Einkaufs -Trauma bei DM und Action? Das ist ja wohl Belohnung genug. Sie regt sich eh auf wegen der Folien-Verschwendung, Umweltschutz etc., ihre Generation badet das alles aus; ABER: bestellt im Umkehrschluss alles was geht bei Temu… Vorbildliche Tochter.

Ach so, Laufkram läuft auch, die letzten langen Läufe für den Münster Marathon am 8.September sind im Sack & ich kann meinen 20. Marathon da angehen. Zusammen mit dem Cousin meines Mannes, Basti, der schon zwei lange Läufe über 30km mit mir & meiner Lauf-Playlist überstanden hat.

Jetzt weiß er ganz sicher, dass ich schizophren bin, eine Vorahnung hatte er. Denn auf der Musiklist ist alles von Roland Kaiser über Apache bis hin zu Kontra K, Shirin David, Helene Fisher, Roy Black, Howie und den Beastie vertreten.

Also wer in den letzten Wochen ggfs. Samstags morgens so gegen 6 Uhr in Werne oder Horst „Warum hat sie nicht nein gesagt“ oder „Bauch, Beine, Po“ aus der MusikBox meines Laufrucksacks gehört hat, der hat nicht etwa von Maite oder Roland geträumt, sondern hat uns bei der Trinkpause getroffen , die wir netterweise immer in Horst bei Petra und Georg und danach in Werne bei meinen Eltern einlegen durften . Danke an dieser Stelle: den Pfand der Flaschen bringe ich bei Gelegenheit rum. Oder ich sehe es als Spende für neue Laminierfolien…