Datum
09.09.2024 AutorIn
Isabel Schütte Karsten „Kaschi“ Wesp hängt den Lenker seines Spezialcrossers an den Nagel. Aus dreißig sind zweiunddreißig Jahre geworden, aber jetzt ist definitiv Schluss. Der Autocross bestimmte schon immer das Leben der Familie Wesp. Die aktive Karriere ist vorbei. Der heimischen Autocross-Welt wird sicherlich etwas fehlen, doch ganz aufhören wird Wesp nicht, denn in Zukunft wird der 52-Jährige als Funktionär beim MSC Herbern und DRCV die Geschicke hinter den Kulissen leiten.
Sein Spezialcrosser hat dem Herberner immer treue Dienste erwiesen. Auch wenn eine Innenausstattung so gut wie nicht vorhanden ist und Scheiben aus Schutz durch Gitter ersetzt werden. Der orangefarbene Crosser vom Team Wesp mit einem Honda CBR 1100 xx Motor und 185 PS war immer gesetzt. Die Crew bestehend aus den beiden Fahrern Karsten Wesp und Jörg Bäumer sowie Christoph Wesp, Torsten Krone, Henrik Hirsch, Marc Mürmann, Dennis Brannekemper, Christoph Freise sowie Lenn und Marlon Wesp wussten immer wo welche Schraube sitzt und welche Einstellungen vorzunehmen sind.
Dass Kaschi mit seinem Spezialcrosser beim letzten Rennen in Löhne am Sonntag noch auf einen zweiten Platz kam, war fast ein Wunder. „Das Auto war eigentlich Schrott, aber aufgeben gibt ́s nicht. Beim letzten Lauf als Zweiter durchs Ziel. Mega Verabschiedung“, sagte Wesp am Montagmorgen. Was eigentlich nicht machbar ist, im Team Wesp wurde vieles machbar gemacht. Das eingespielte Team versteht sich auch ohne Worte. Jeder Handgriff sitzt und wenn es drauf ankommt, sind alle zur Stelle. Tüfteln, schrauben und Rennen fahren, das schweißt zusammen. Seit
ihrer Kindheit kennen sie das nicht anders. Die Wespe als Markenzeichen, über die Herberner Ortsgrenzen hinaus war diese in der Szene bekannt. Respekt vorm Stachel, den hatten die Konkurrenten.
Schon als Kind waren Karsten und seine zwei Brüder immer mit an die Rennstrecke. Vater Franz-Josef, besser als „Jupp“ bekannt, hatte großen Anteil daran, dass der Motorsport in der Familie Wesp großgeschrieben wird. Sein erstes Rennen fuhr Karsten Wesp mit 18 Jahren, mit 19 gründete er sein eigenes Autocross-Team. 27 Jahre war die Klasse 10 sein Spezialgebiet. Als sein Vater 2015 verstarb, war die Motorsport-Welt für Karsten eine andere. Sein Vater hat ihm über 20 Jahre lang viel Arbeit abgenommen, wie er betont. „Manchmal kam ich in die Werkstatt, und das Auto war schon fertig, weil mein Vater den ganzen Tag daran geschraubt hatte“, erinnert sich Karsten, der in dieser Zeit auch Vereinsvorsitzender im DRCV und beim MSC Herbern war.
Die Lücke im Team war fast nicht zu schließen und die Zukunft stand auf der Kippe. Nur mit viel Geduld und einer kompletten Neuaufstellung haben wir die hinbekommen“, betont der 52-Jährige. Sein Amt als Vorsitzender beim MSC Herbern, das über zehn Jahre bekleidet hatte, hing er 2017 an den Nagel, um sich auf seine sportliche Karriere zu konzentrieren. Glücklicherweise ist Karsten in seiner Zeit als Fahrer nie ernsthaft verletzt worden. Einige Schutzengel hat Karsten allerdings oft ins Schwitzen gebracht. 2010 in Führung liegend einen sechsfachen Überschlag beim Großen Preis von Herbern. Am Sonntag stand Wesp natürlich wieder am Start, nachdem seine Jungs über Nacht das Auto wieder zusammengebaut haben. Der Preis dafür: Platz eins im ersten Lauf und Platz 2 in
der Tageswertung. Beim Cuplauf in Oeventrop ist ein Stein durchs Gitter direkt auf die Nase geflogen. Die Nase war gebrochen, das Gesicht blutverschmiert, aber als zweiter ins Ziel eingefahren.
Der Abschied auf der Rennstrecke war berührend, geprägt von Emotionen, Adrenalin und Wehmut. „Einen schöneren Abschied hätte ich nicht haben können.“ Und getreu Silvester Stallone sagt Wesp: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“ Und da ist es wieder das Ende, oder der Anfang. Als Wesp sich von seinen Leuten feiern ließ, belegte Jörg Bäumers Sohn Janne zeitgleich den ersten Platz mit beim Seifenkistenrennen in Horn. Und mit welchem Namen ist er angetreten? Natürlich mit dem Team Wesp.