Datum
09.09.2024 AutorIn
Isabel Schütte Nein, wir sind keine Ureinwohner von Herbern, doch wir leben seit 50 Jahren in
diesem Dorf, unserer Wahlheimat. Das naheliegende Schloss hat es uns bis
heute angetan. Bis heute?
Als wir gestern wieder einmal unseren Spaziergang durch die Wälder von
Westerwinkel am Schloss beenden wollten, standen wir vor einem großen
verschlossenen Tor, verstärkt durch seitlich angebrachte Drahtgitter. Wir hatten
es schon im Dorf gehört: Graf von Merveldt bewohne nun sein Schloss und habe
drei Ungetüme von Toren anbringen lassen, um seine Privatsphäre zu schützen.
Er sei schließlich Eigentümer des Schlosses und habe das Recht, sich
aufdringliche Besucher vom Halse zu halten. Die Tore seien ja auch nur an den
Wochenenden und an den Abenden verschlossen...
So weit, so gut. Es ist durchaus nachzuvollziehen, dass der Eigentümer sein
Recht auf Ruhe, Ordnung und Sicherheit nach vielen Jahren „Wildwuchs“
beanspruchen kann. Trotzdem wagen wir hartnäckig nachzufragen: Warum
gleich drei mächtige Tore, die die Gesamtansicht von Westerwinkel derartig
verschandeln, dass einem weh ums Herz wird? Hätte nicht eine Absperrung
gereicht? Ist dieser stimmungsvolle Blick auf das Schloss mit seinen Gräften
dem Grafen es nicht wert, erhalten zu bleiben? Ist das Eigenwohl des Besitzers
und seines (im Schlossbezirk wohnenden) Verwalters so wichtig, dass Erholung
suchende Menschen keine Rolle mehr spielen? Müssen sie jetzt viel Weitere
Wege gehen, um „eine Runde ums Schloss“ zu drehen und finden nicht mal eine
Bank zum Erholen? Sind die Bestimmungen des Denkmalschutzes ausreichend
geprüft worden, um das Ensemble Schloss und Park zu erhalten?? Hätte es nicht
gereicht, die Brücke über die Innengräfte zu heben, wenn man ungestört sein
möchte? Oder das vorhandene Tor im Torbogen zu schließen? Ist die
Verhältnismäßigkeit der Mittel zum Schutz der Privatsphäre gewahrt worden,
gemessen an den Bedürfnissen der Besucher?
Nein, das sehen wir ganz realistisch: die Bollwerke werden nicht von heute auf
morgen verschwinden. „Durchlässige Zäune“ wünschen wir uns. Ein wenig
mehr Sensibilität im Abwägen von persönlichen und öffentlichen Interessen, ein
vertieftes Nachdenken über juristische Gesichtspunkte des Denkmalschutzes,
vielleicht sogar eine öffentliche Diskussion über die Maßnahmen hätten dem
Image des gräflichen Hauses in Herbern sicherlich nicht geschadet.
Gabriele und Bruno Cramer
Schüttwall 29
59387 Ascheberg