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04.09.2024 AutorIn
Isabel Schütte Herbern – Was manchen Autofahren als Beleidigung an den Kopf geworden wird, wünschen sich sicher einige Fahrschüler angesichts der Preise: „Hast du deinen Führerschein im Lotto gewonnen?“ Mitnichten. Bis zu 4500 Euro zahlen laut ADAC manche für den Schein.
„Zwischen 2500 und 3000 Euro sind Normalpreis“, sagt Örni Schilling, Fahrschullehrer und Inhaber der gleichnamigen Fahrschule an der Südstraße. Die Preise sind in den letzten Jahren rasant gestiegen. „Da geht es um die Autos selbst, um Versicherungen, Wartungen, aber auch Personal und Mieten“, erklärt Schilling. Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Kosten auch an die Schüler weiterzugeben. „Wenn wir jetzt die Preise aus der Zeit vor Corona hätten, könnten wir die Fahrschule nach zwei Monaten dichtmachen.“
Wegen der Assistenzsysteme seien Autos grundsätzlich teurer geworden. Diese Hilfen müssten aber als Teil der Fahrstunden erlernt werden, da sie in der Prüfung genutzt werden dürfen. „Die Fahrprüfung und auch damit die Ausbildung ist anspruchsvoller geworden“, betont der Herberner Fahrschullehrer. Damit der Prüfer vor Fahrtantritt Technikfragen stellen kann und danach Zeit für ein kurzes Feedback ist, wurde die Prüfungszeit um zehn Minuten verlängert.“ Die Prüfung dauert seit Anfang 2021 nun 55, statt 45 Minuten.
Einen Punkt, den der Fahrlehrer auch beobachtet: Die Schüler sind nicht mehr so belastbar. „Die Nervosität in den Prüfungssituationen ist deutlich gestiegen“, sagt Schilling. Teuer wird es natürlich, wenn man durchfällt. Es kommen noch einmal Gebühren für die Vorstellung bei der Prüfstelle und vom TÜV selbst auf den Schüler zu. Eventuell müssen diese auch erneut ein paar Fahrstunden nehmen. Örni Schilling erkennt zudem den Trend, dass die Schüler weniger Vorwissen mitbringen. Zwar sei das keine Voraussetzung für den Schein, aber früher hätten sich die Fahrschüler besser vorbereitet, stellt Schilling fest. „Mal geguckt, was und wie getankt wird oder wie Mama schaltet.“ Heute blickten die Jugendlichen eher aufs Handy, wenn sie irgendwo hingefahren werden.
Der Preis ist vom Schüler abhängig. Um Geld zu sparen, rät er deshalb, sich schon vor der Fahrschule mit dem Thema zu beschäftigen. „Man kann im Verkehr als Bei- oder Radfahrer aktiver auf die Schilder und die Umgebung achten“, rät Schilling. Fleißig für die Theorieprüfung zu üben helfe gleichfalls. „Und ein Besuch auf dem Verkehrsübungsplatz schadet ebenfalls nicht.“
Fahrschulen legen ihre Gebühren selbst fest. Der Grundbetrag liegt laut ADAC zwischen 350 und 565 Euro. Darin sind die Anmeldung für die Fahrschule und der Theorieunterricht enthalten: zwölf Doppelstunden à 90 Minuten für das Grundwissen, plus zwei für den Zusatzstoff. Lernmaterial wie Bücher, digitales Material und Zugänge für Apps kosten bis zu 120 Euro.
Fahrstunden dauern 45 Minuten. Gesetzlich vorgeschrieben sind zwölf Sonderfahrstunden. Sie kosten 60 bis 95 Euro und werden meist dann durchgeführt, wenn der Schüler in den sogenannten Übungsfahrten sicher fährt. Sie verursachen die meisten Kosten, da die Anzahl solcher Fahrten vom individuellen Lernfortschritt der Schüler abhängt. Sie kosten 55 bis 77 Euro. Meldet die Fahrschule den Schüler zur Vorstellung zur theoretischen Prüfung an, kostet das 60 bis 137 Euro. Bei der praktischen Prüfung liegen die Kosten bei 160 bis 289 Euro.
Doch auch Tüv und Dekra nehmen zusätzlich zur Vorstellung Gebühren. Dabei kommen auf die theoretische Prüfung noch mal 25 und auf die Praktische 160 Euro drauf. Mit zu den Gesamtkosten zählen ebenfalls der Erste-Hilfe-Kursus, der Sehtest, das Passfoto für den Führerschein und den Führerscheinantrag bei der Straßenverkehrsbehörde.