So telefonierte man früher: Fernsprechverkehr in Herbern

Bereits seit 1907 gab es in Herbern den Fernsprechverkehr. Bei den auf alten

Postkarten sichtbaren Leitungen handelt es sich meist um Telefonleitungen,

denn elektrischen Strom gab es erst 1921.

Zunächst gab es im Herberner Telefonnetz lediglich zweistellige Nummern. Die

Nr. 1 hatte das Hotel Westhues (heute Wolfsjäger). Die Herberner

Gemeindeverwaltung war unter der Nr. 4, die Rentei von Schloss Westerwinkel

unter der Nr. 13 zu erreichen.

Nahm man den Hörer ab, um zu telefonieren, erreichte man das „Fräulein vom

Amt“, das die Handvermittlung vornahm. Das Postamt befand sich zu der Zeit

in der Südstraße 38. Die Bezeichnung „Kaiserliches Postamt“ ziert heute noch

die Hausfront in goldenen Buchstaben. 1954 wurden in Herbern die

technischen Voraussetzungen für 250 Selbstwahlanschlüsse geschaffen.

Telefonieren war aber nur von 9.00 bis 21.00 Uhr möglich, dann wenn die

„Fräuleins vom Amt“ im Schichtdienst im Postamt saßen und auf der Schalttafel

die Verbindung von Hand „stöpselten“.

Das Telefon galt zunächst noch als Statussymbol. Zum Teil musste man lange

warten, bis die technischen Voraussetzungen für mehr Anschlüsse geschaffen

waren. Bis in die Siebziger teilten sich mehrere Familien ein Telefon. Gerade

Fern- bzw. Auslandsgespräche waren zudem sehr teuer. Häufig kam es zu

Überlastungen der Telefonnetze – auch deshalb stand die Forderung „Fasse

dich kurz“ im Raum. Zum Zeitmessen wurden anfangs Sanduhren verwandt, bis

sich die Uhrenwecker durchsetzten. In der Ausstellung findet sich eine solche

Telefonuhr. Die Pfeilmarke zeigt, dass sie von der Fa. Hamburg-Amerikanische

Uhrenfabrik wahrscheinlich vor 1930 gefertigt worden war. Sie zählt 6 Minuten

und gibt dann ein Signal. Am rechten Hebel wird die Uhr aufgezogen, mit dem

oberen gestartet bzw. gestoppt.

Heute telefonieren viele grenzenlos zum Teil zu Pauschaltarifen, und das Surfen

im Internet gibt es dann noch gratis dazu.

Viele weitere Alltagsgegenstände von vor 100 oder 60 Jahren werden gerade in

der Aktuellen Ausstellung „Alltag früher und heute“ im Museum Heimathaus in

Herbern ausgestellt. Immer samstags und sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr

sind die Türen in der Altenhammstraße geöffnet. Der Eintritt ist frei!

© Budde/Heimatverein