Datum
01.08.2024 AutorIn
Isabel Schütte Bereits seit 1907 gab es in Herbern den Fernsprechverkehr. Bei den auf alten
Postkarten sichtbaren Leitungen handelt es sich meist um Telefonleitungen,
denn elektrischen Strom gab es erst 1921.
Zunächst gab es im Herberner Telefonnetz lediglich zweistellige Nummern. Die
Nr. 1 hatte das Hotel Westhues (heute Wolfsjäger). Die Herberner
Gemeindeverwaltung war unter der Nr. 4, die Rentei von Schloss Westerwinkel
unter der Nr. 13 zu erreichen.
Nahm man den Hörer ab, um zu telefonieren, erreichte man das „Fräulein vom
Amt“, das die Handvermittlung vornahm. Das Postamt befand sich zu der Zeit
in der Südstraße 38. Die Bezeichnung „Kaiserliches Postamt“ ziert heute noch
die Hausfront in goldenen Buchstaben. 1954 wurden in Herbern die
technischen Voraussetzungen für 250 Selbstwahlanschlüsse geschaffen.
Telefonieren war aber nur von 9.00 bis 21.00 Uhr möglich, dann wenn die
„Fräuleins vom Amt“ im Schichtdienst im Postamt saßen und auf der Schalttafel
die Verbindung von Hand „stöpselten“.
Das Telefon galt zunächst noch als Statussymbol. Zum Teil musste man lange
warten, bis die technischen Voraussetzungen für mehr Anschlüsse geschaffen
waren. Bis in die Siebziger teilten sich mehrere Familien ein Telefon. Gerade
Fern- bzw. Auslandsgespräche waren zudem sehr teuer. Häufig kam es zu
Überlastungen der Telefonnetze – auch deshalb stand die Forderung „Fasse
dich kurz“ im Raum. Zum Zeitmessen wurden anfangs Sanduhren verwandt, bis
sich die Uhrenwecker durchsetzten. In der Ausstellung findet sich eine solche
Telefonuhr. Die Pfeilmarke zeigt, dass sie von der Fa. Hamburg-Amerikanische
Uhrenfabrik wahrscheinlich vor 1930 gefertigt worden war. Sie zählt 6 Minuten
und gibt dann ein Signal. Am rechten Hebel wird die Uhr aufgezogen, mit dem
oberen gestartet bzw. gestoppt.
Heute telefonieren viele grenzenlos zum Teil zu Pauschaltarifen, und das Surfen
im Internet gibt es dann noch gratis dazu.
Viele weitere Alltagsgegenstände von vor 100 oder 60 Jahren werden gerade in
der Aktuellen Ausstellung „Alltag früher und heute“ im Museum Heimathaus in
Herbern ausgestellt. Immer samstags und sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr
sind die Türen in der Altenhammstraße geöffnet. Der Eintritt ist frei!