"Ein Simulator ersetzt keine Straße“ Kritik an den Reformplänen der Bundesregierung

Berlin/ Herbern. Die Bundesregierung plant eine umfassende Reform der Führerscheinausbildung. Sie soll moderner, digitaler und günstiger werden. Doch aus der Praxis kommen warnende Stimmen. Einer, der die Pläne mit Sorge betrachtet, ist Björn Schilling, Inhaber von Örnis Fahrschule in Herbern.

Schilling betreibt seine Fahrschule seit mehreren Jahren an der Südstraße. Veränderungen gehören für ihn zum Alltag – doch was Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) nun vorlegt, macht ihn skeptisch.

„Wenn das wirklich so umgesetzt werden sollte, dann mache ich mir Gedanken. Vorher noch nicht – denn vieles halte ich für gar nicht realisierbar, vor allem für kleine Fahrschulen“, sagt er.

Seine größte Sorge gilt den hohen Investitionskosten, die mit der geplanten Digitalisierung einhergehen. „Fahrschulen müssten sich einen Simulator anschaffen – das kostet schnell mehrere zehntausend Euro“, erklärt Schilling. „Außerdem soll die Theorie künftig online stattfinden. Das bedeutet: Ein Unterrichtsraum wäre gar nicht mehr nötig. Auf dem Papier klingt das modern, aber es würde unsere Arbeit grundlegend verändern.“

Die Eckpunkte aus dem Verkehrsministerium sehen mehr Digitalisierung, weniger Bürokratie und größere Transparenz vor. So soll der Theoriekatalog um rund ein Drittel verkleinert werden, um die Vorbereitung zu erleichtern. In der Praxis sollen Simulatoren künftig Schaltübungen und Teile der Sonderfahrten – etwa Nacht-, Überland- oder Autobahnfahrten – ersetzen oder ergänzen. Auch die praktische Prüfung soll auf 25 Minuten verkürzt werden.

Darüber hinaus ist vorgesehen, dass Fahrschulen künftig ihre Preise und Durchfallquoten online veröffentlichen, damit Fahrschülerinnen und Fahrschüler Angebote besser vergleichen können.

Schilling steht der zunehmenden Simulation jedoch skeptisch gegenüber: „Ein Simulator kann das Gefühl auf der Straße nicht ersetzen. Besonders bei den Sonderfahrten erleben Fahrschüler zum ersten Mal komplexe Situationen – Nachtfahrten, Überholvorgänge, Autobahnverkehr. Diese Erfahrungen sind entscheidend für die Sicherheit.“

Er befürchtet, dass die Qualität der Ausbildung leiden könnte, wenn zu viel auf digitale Mittel verlagert wird. „Theorie am Bildschirm und Fahren im Simulator – das ist kein Ersatz für echte Straßenerfahrung. Es darf nicht nur darum gehen, Kosten zu senken.“

Neben den pädagogischen Bedenken sieht Schilling auch wirtschaftliche Risiken. „Für große Fahrschulketten mag sich eine solche Umstellung lohnen – für kleinere Betriebe wird das schwierig“, sagt er. Gerade in ländlichen Regionen seien Fahrschulen wichtige Ansprechpartner für junge Menschen, die auf Mobilität angewiesen sind. „Wenn kleine Betriebe aufgeben müssen, weil sie die neuen Anforderungen nicht stemmen können, hilft das am Ende niemandem.“

Die Reformpläne des Bundesverkehrsministeriums werden derzeit mit den Ländern abgestimmt. Im ersten Halbjahr 2026 sollen die gesetzlichen Änderungen auf den Weg gebracht werden.

Für Schilling bleibt die Skepsis: „Da sitzen Leute am Tisch, die gar keinen Praxisbezug haben. Theoretisch funktioniert das alles – aber in der Realität sieht es anders aus.“

Ein Simulator ersetzt keine Straße. Örni von der gleichnamigen Fahrschule in Herbern sieht die Reformpläne der Bundesregierung skeptisch.

© Schütte