Vor 44 Jahren: Der Wetterhahn der St.-Benedikt-Kirche erstrahlte in neuem Glanz
HERBERN. Vor 44 Jahren erlebte Herbern ein Ereignis, das vielen noch lebhaft in Erinnerung geblieben ist: Im Herbst 1981 wurden Wetterhahn, Kugel und Kreuz der St.-Benedikt-Kirche abgenommen, restauriert und schließlich in neuem Glanz wieder auf die Turmspitze gesetzt. Nach Jahrzehnten auf dem Kirchturm hatten Wind, Regen und Sonne ihre Spuren hinterlassen – zahlreiche Löcher und Witterungsschäden machten eine umfassende Erneuerung notwendig.
Ein Werk über Generationen
Der Wetterhahn der St.-Benedikt-Kirche ist ein Stück lebendige Geschichte. Seine Ursprünge reichen bis ins Jahr 1925 zurück. Unter der Leitung von Klempnermeister Karl Lube fertigte der Herberner Geselle Bernhard Eckmann den Hahn, während Dachdeckermeister Aloys Krampe aus Dortmund die Montage übernahm. Das schmiedeeiserne Kreuz stammte aus der Werkstatt des Herberner Schmiedemeisters Josef Vieth.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Ensemble im August 1946 erstmals restauriert und erneut aufgesetzt. Die dritte und bislang letzte umfassende Erneuerung erfolgte im Oktober 1981: Hahn und Kugel erhielten eine neue Vergoldung, das Kreuz wurde vollständig überarbeitet.
Eine zentrale Rolle spielte dabei der Herberner Schmiedemeister Alfons Bockel. Mit großem handwerklichem Geschick und einem feinen Gespür für historische Formen ergänzte und verstärkte er die geschmiedeten Elemente des Kreuzes. Seine sorgfältige Arbeit sicherte nicht nur die Stabilität, sondern bewahrte auch den ursprünglichen Charakter des Turmschmucks – ein Beispiel für traditionsbewusstes Handwerk, das bis heute sichtbar ist.
Ein spektakulärer Tag in Herbern
Als im Oktober 1981 der Kran anrückte, um die jahrzehntealten Turmteile vom Dach zu holen, herrschte im Dorf gespannte Aufmerksamkeit. Zahlreiche Schaulustige säumten die Straßen rund um die Kirche, um das seltene Schauspiel zu verfolgen.
In luftiger Höhe bewegten sich die Handwerker mit Mut, Erfahrung und sicherem Tritt über das steile Kirchendach. Jeder heutige Sicherheitsbeauftragte würde wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, sähe er, wie ungesichert damals gearbeitet wurde. Helme, Sicherheitsgurte oder Absperrungen suchte man vergeblich – stattdessen zählten Routine, Vertrauen und handwerkliches Können.
Das Geschehen wurde nicht nur fotografisch dokumentiert: Mathilde Neuhaus hielt die Arbeiten auch auf Film fest. Ihre Aufnahmen zeigen Handwerker in schwindelerregender Höhe, den schwebenden Wetterhahn am Kranhaken und die gespannte Neugier der Zuschauer auf dem Kirchplatz – heute ein wertvolles Zeitdokument.
Trotz der abenteuerlich anmutenden Bedingungen verlief die gesamte Aktion reibungslos. Sorgfältig wurden Hahn, Kugel und Kreuz gelöst, zu Boden gebracht und später restauriert. Das ganze Dorf verfolgte jede Phase mit großem Interesse – ein sichtbares Zeichen, wie eng die Herbernerinnen und Herberner mit „ihrer“ Kirche verbunden waren.
Maße und Bedeutung
Die Turmzier beeindruckt durch ihre Dimensionen: Das Ensemble misst 4,52 Meter in der Höhe, ist 1,60 Meter breit und wiegt rund 65 Kilogramm. Die Kugel erreicht eine Höhe von 1,90 Metern, der Hahn selbst misst 55 Zentimeter. Gemeinsam bilden sie eines der markantesten Wahrzeichen Herberns.
Ein glänzendes Wahrzeichen bis heute
Der damalige Pfarrer Heinz Wigger brachte den Wetterhahn seinerzeit wieder an die richtige Stelle, dort verweilt er bis heute.
Filmdokumentation von Mathilde Neuhaus
Pfarrer Heinz Wigger brachte den Wetterhahn wieder auf die Kirchturmspitze zurück.